Schon lange hat Lotti Flury, die Regisseurin der Turbenbühne Bellach, das Volkstheater «D’Wätterhäx» im Visier: «Gerne hätte ich es als Freilichtspiel aufgeführt. Der Aufwand ist aber riesig.» Bei den Vorbereitungen für das Theaterstück für 2015 fiel dann den Beteiligten eher per Zufall auf, dass ja ein 20-Jahre-Jubiläum der Turbenbühne ansteht.

Und da war für Lotti Flury klar, dass «D’Wätterhäx» das Jubiläumsstück sein soll. Sie kommt richtig ins Schwärmen: «Das Stück ist lustig, aber gleichzeitig regt es auch zum Nachdenken an. Es verbindet Bauernschwank mit mystischen Elementen – und es ist vom ersten bis zum letzten Akt spannend.» Das Stück sei für die Schauspielerinnen und Schauspieler eine grosse Herausforderung.

Angefangen hat alles im Jahr 1994. Anlässlich der 700-Jahr-Feier in Bellach gelangte im Turbensaal das Singspiel «Vettergöttis Annelies» des Bellacher Lehrers Otto Wolf zur Aufführung.

Was eigentlich eine einmalige Sache hätte sein sollen, wurde zum Erfolg. Und so wuchs die Idee, die Theatergruppe zu einem festen Bestandteil des Bellacher Kultur- und Vereinslebens werden zu lassen. 1995 wurde unter der Leitung des Präsidenten Guido Christ die Turbenbühne Bellach gegründet. Mit einer einzigen Ausnahme wurde seither jedes Jahr ein Stück aufgeführt.

 

Lotti Flury war schon bei der Gründung mit dabei. Zuerst fungierte sie einige Jahre als Theatercoiffeuse, übernahm aber dann im Laufe der Jahre immer mal wieder die Regie. Das Team der Turbenbühne kann auf einige Stammspieler zählen, bindet aber immer auch wieder Junge mit ein. So setzt sich zum Beispiel das diesjährige Team aus Schauspielern von 14 bis 68 Jahren zusammen. «Da treffen die unterschiedlichsten Charaktere aufeinander. Manche haben langjährige Bühnenerfahrung, andere sind absolute Anfänger», erklärt Lotti Flury die Herausforderung, die das Team in jedem Jahr neu zu meistern hat.

Das sei nicht immer ganz einfach. Vor allem, weil sich die Truppe vom Herbst bis zur Aufführung Ende März wöchentlich zweimal zur Probe trifft. «Da muss die Chemie einfach stimmen.»  

 

Immer wieder kommt es bei Proben und Aufführung zu lustigen Ereignissen. Unvergesslich bleibt Lotti Flury ein Auftritt des Stammspielers Bernhard Epp. Er sollte eine Tanzeinlage einstudieren. Schnell war klar, dass er nicht allzu viel Taktgefühl hat. Und so liess man ihn einfach walten: «Er tanzte so am Takt vorbei, dass es absolut lustig war und die Tanzeinlage zum Höhepunkt des Stücks wurde.» Ähnlich der Fall als bei einem Stück ein Hund dazu gehörte. Der Schauspieler fand die Idee, einen Plüschhund streicheln zu müssen nicht besonders erquickend. Er tat dies aber dann auf der Bühne mit so viel Gefühl, dass der ganze Saal lachen musste – und er am Schluss stolz auf seinen Auftritt mit Plüschhund war.

Doch nebst Lacher gibt es auch immer wieder Schreckmomente. So zum Beispiel, als eine Schauspielerin noch seelenruhig in der Garderobe war, während die anderen auf der Bühne ihren fehlenden Einsatz mit einer Improvisation ausgleichen mussten.

Oder als eine der Schauspielerinnen während ihres Auftrittes plötzlich die Stimme verlor und man sie mit Weisswein und Kamillentee aufzupäppeln versuchte.

 

Zurzeit ist das Team der Turbenbühne an den letzten Vorbereitungen für die Aufführungen von «D Wätterhäx», welche am kommenden Mittwoch Premiere feiert. Die SchauspielerInnen  sind froh, dass sie aus ihrem kleinen Probelokal raus endlich auf die grosse Bühne dürfen. Gerne würde man schon früher im Turbensaal üben gehen, dies sei aber sowohl aus terminlichen wie auch finanziellen Gründen nicht machbar. Aber das Team freut sich auf die Jubiläumsauftritte und hofft, dass alles planmässig verläuft. Oder wie es in «D Wätterhäx» der Knecht Kaspar formuliert: «Gopfried Stutz – Glück muess me ha!»

Lucilia Mendes von Däniken, Solothurner Zeitung (21.3.2015)